„Offene Türen eintreten“

„Man kann nie früh genug damit anfangen, die Kinder zum Partizipieren anzuregen“,

das sagte die rheinland-pfälzische Familienministerin Anne Spiegel am Freitag während der Eröffnungsdiskussion der ersten Jugendsynode. Dort tauschte sie sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Evangelischen Kirche im Rheinland über die Beteiligung von Jugendlichen aus.

Ihrer Meinung nach sollten Kinder bereits in der Kita lernen sich einzubringen. Auch Pfarrerin Petra Vahrenhorst, die in Viersen-Dülken an einem Berufskolleg lehrt, sieht das Bildungssystem in der Verantwortung. In der Schule sollten junge Menschen durch Übung demokratiefähig werden. Jedoch mache das starre System dies schwierig. Freiwillige Entscheidungen würden selten stattfinden. Beispielsweise in der Ausbildungszeit bemerkt Vahrenhorst Mängel: „In der betrieblichen Situation sollen die Lehrlinge funktionieren und werden nicht gehört.“

Während der Diskussion tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über Hindernisse innerhalb der Kirche aus, welche die Einbringung von Jugendlichen behindern. Besonders alte Strukturen seien schwer zu durchbrechen. Pfarrer Christoph Urban aus dem Kirchenkreis Trier sprach von „Veränderungsschmerzen“, die ältere Mitglieder oft plagen. Diese könnten nur durch Jugendliche gemindert werden.

So zog er die Möglichkeit einer Altersquote für die Landessynode in Betracht. Diese würde zu mehr Austausch führen. Momentan fehle für den Beschluss jedoch die Einstimmigkeit innerhalb der Kirche. Jedoch wäre die Jugendsynode für ihn ein Anlass, um über diese Maßnahme nachzudenken.

Sibilla Maria Gärtner, Leiterin des Jugendzentrums „Zille“ in Geilenkirchen, forderte mehr Chancengleichheit, um die Teilhabe zu stärken. Besonders auf dem Land seien junge Menschen durch die hohen Preise der öffentlichen Verkehrsmittel benachteiligt: „Wir schneiden Kinder und Jugendliche von Angeboten ab.“

Auch Spiegel empfindet die Kinderarmut als großen Störfaktor für die Partizipation. Diese ließe sich nur durch „revolutionäre Schritte“ bekämpfen. So sprach sie sich für eine Kindergrundsicherung aus und befürwortete das Wahlrecht ab 16. „Es ist ein Klischee, dass junge Menschen sich keine Gedanken machen“, sagt sie.

Jedoch hoben die Teilnehmer auch positive Beispiele für Teilhabe in der Kirche hervor. Jonas Einck (19), der sich ehrenamtlich in Düsseldorf engagiert und im Vorstand der Evangelischen Jugend im Rheinland sitzt, setzte sich für den Schutz des Hambacher Forsts ein. Dabei berichtet er von vielen positiven Reaktionen innerhalb der Kirche: „Ich hatte teilweise das Gefühl, dass wir versuchen offene Türen einzutreten.“

von Sandra Martinez Böhme

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